Empfehlungen des Expertengremiums Arbeitszeitanalyse
Wencke Hlynsdóttir referiert über die Empfehlungen zur Arbeitsentlastung
Am 8.11.2018 fand die Jahreshauptversammlung des GEW-Kreisverbands Jever statt. Bei dieser Gelegenheit stellte der Gast aus dem Bezirks-Vorsitzendenteam, Wencke Hlynsdóttir, den Abschlussbericht des Expertengremiums Arbeitszeitanalyse vor.
Das Expertengremium Arbeitszeitanalyse wurde als Reaktion auf ein weitbeachtetes Urteil des OVG Lüneburg vom 9.6.2015 einberufen. In dem damaligen Urteil wurde die von der damaligen rot-grünen Landesregierung beschlossene Arbeitszeitverlängerung widerrufen. In der Begründung wurde unter anderem argumentiert, dass die Landesregierung nicht ausreichend darüber Auskunft geben könne, wie groß die Arbeitsbelastung der Lehrerinnen und Lehrer wirklich sei.
Das Expertengremium hatte den entsprechenden Auftrag, zu ermitteln, von welcher Wochenarbeitszeit an den niedersächsischen Schulen auszugehen sei. Um diese Arbeitszeit zu erfassen, griff die Kommission auf unterschiedliche Studien zurück, die zum Teil von der Landesregierung direkt in Auftrag gegeben wurden. Ein wesentlicher Eckpunkt der Datenerhebung stellte aber auch die große GEW-Arbeitszeitstudie von 2015/16 (Göttinger Arbeitszeitstudie) dar. In den Studien wird deutlich, dass die niedersächsischen Lehrerinnen und Lehrer unbezahlte Mehrarbeit leisten.
Wencke Hlynsdóttir referierte in ihrem Vortrag insbesondere über die Empfehlungen des Expertengremiums, wie Lehrerinnen und Lehrer von der Mehrarbeit entlastet werden können. Diese Empfehlungen liegen für Gymnasien, Gesamtschulen und Grundschulen vor.
Gymnasien:
- Entlastungsstunden für die zielgerichtete Entlastung von
Lehrkräften - Erhöhung der Anrechnungsstunden für schulfachliche Koordinatorinnen und Koordinatoren von 5 auf 7 Stunden
- Reduktion der durchschnittlichen Kursgröße in der Qualifika‐
tionsphase der gymnasialen Oberstufe von aktuell 18‐20 auf
wieder 17‐19 Schülerinnen und Schüler
Gesamtschulen:
- Entlastungsstunden für die zielgerichtete Entlastung von
Lehrkräften - Reduktion der durchschnittlichen Kursgröße in der Qualifika‐
tionsphase der gymnasialen Oberstufe von aktuell 18‐20 auf
wieder 17‐19 Schülerinnen und Schüler
Grundschulen:
- Senkung des Deputats von 28 Stunden auf 27 Unterrichtsstun‐
den pro Woche - Entlastungsstunden für die zielgerichtete Entlastung von
Lehrkräften
Ferner regt das Expertengremium an, alternative Modelle zur Bestimmung der Regelarbeitszeit zu entwickeln. Neben den in fast allen Bundesländern etablierten Deputatsmodell (Gesamtstundenzahl hängt nicht vom Fach ab) und dem bekannten Hamburger Modell (Abstufung nach Fächern), das vom Gremium kritisch betrachtet und nicht favorisiert wird, bieten sich vielleicht auch andere Lösungen an, die in Modellversuchen getestet werden können.
Der Kreisverband dankt Wencke für die Darstellung der aktuellen Ergebnisse.
Insgesamt kann die Gewerkschaft mit den Entwicklungen der letzten drei Jahre zufrieden sein. Auch durch die Klage der GEW konnte das Urteil des OVG Lüneburg und damit der Wendepunkt in der Arbeitszeitdiskussion erreicht werden. Mit der Göttinger Arbeitszeitstudie und vielen Aktionen in der Öffentlichkeit wurde das positive Momentum genutzt, um endlich über Entlastungen in unseren Berufen diskutieren zu können. Eine Rückkehr zu einer Politik, die uns immer mehr Belastungen aufhalst, scheint vorerst abgewendet worden zu sein.
Sich engagieren lohnt sich!
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